Die Entwicklung der Pharmaindustrie ist in den letzten Jahrzehnten durch die Zusammenschlüsse international agierender Konzerne gekennzeichnet.10 Die MonsantoÜbernahme durch den Bayer Konzern ist das jüngste Beispiel einer Reihe von Unternehmensfusionen, die sich seit Mitte der 1990er Jahre ereigneten. Im Jahr 2014 überstieg das Transaktionsvolumen für Mergers & Acquisitions der Pharmaindustrie die Grenze von 200 Milliarden US Dollar. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young werden in den nächsten Jahren weitere Zusammenschlüsse zwischen Pharmakonzernen erfolgen.Trotz dieser Entwicklung kann nicht von einer Konsolidierung der Pharmaindustrie gesprochen werden, da sich die Anzahl von Firmen im Zeitraum von 1989 und 2010 von 89 auf 192 erhöhte. Dies ist auf eine höhere Spezialisierung entlang der Wertschöpfungskette zurückzuführen, in der sich große Pharmakonzerne zunehmend auf die Vermarktung konzentrieren und auf ein „in-licensing“ innovativer Produkte zurückgreifen. Dies hat zur Folge, dass mit Bayer, Boehringer Ingelheim, Merck, Merz und Grünenthal lediglich fünf deutsche Pharmaunternehmen mit eigener Forschung verblieben sind.

Als Anreiz für die Forschung und Entwicklung von neuen Wirkstoffen, stehen Originalpräparate ab dem Zeitpunkt der Patentanmeldung 20 Jahre lang unter Patentschutz. Wegen langwieriger Entwicklungsstudien und Zulassungsverfahren verbleibt zumeist eine effektive Schutzzeit von etwa 10 Jahren auf ein marktfähiges Arzneimittel. Der europäische Arzneimittelmarkt ist von unterschiedlichen Regularien geprägt, die zur Ausbildung weiterer Marktcharakteristika führen. Innerhalb der Europäischen Union fällt die Gesundheitspolitik unter das Subsidiaritätsprinzip, sodas Mitgliedsstaaten die konkrete Ausgestaltung von Gesetzen selbst überlassen ist. Dies führt zu „gravierenden Unterschieden der Preisbildung“ von Arzneimitteln zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten, wodurch das Auftreten von Parallelimporten ausgelöst wird. Unter Parallelimport versteht man in diesem Kontext die parallele Einfuhr eines Arzneimittels (i.d.R. eines Originalpräparates) durch einen Importeur, der sich vom Hersteller unterscheidet. Der wirtschaftliche Anreiz für Parallelimporte besteht in internationalen Preisdifferenzen, die durch verschiedene Preisfestsetzungssysteme in europäischen Ländern hervorgerufen werden.Neben Parallelimporten treten auch sogenannte Reimporte auf. Diese beziehen sich auf solche Arzneimittel, die vom Produktionsunternehmen für einen ausländischen Markt bestimmt und entsprechend verpackt wurden, diesen aber nicht erreichen, da sie von Importhändlern aufgekauft und in Länder weiterverkauft werden, in denen sich höhere Preise mit den Medikamenten erwirtschaften lassen.Weil das Originalprodukt bereits die Zulassung erhalten hat, gelten für reimportierte Medikamente vereinfachte Zulassungsverfahren. Oftmals muss der Importeur lediglich die Beschriftungen auf der Produktverpackung und den Beipackzetteln der Medikamente an das neue Zielland anpassen.Aus Perspektive der Originalhersteller bedeuten Parallel- und Reimporte Einbußen Ihrer

Umsätze. Insgesamt ergeben sich aus den skizzierten Marktcharakteristika Konstellationen, die das Auftreten von Strukturbrüchen in den Zeitreihen der Umsätze von Arzneimittelherstellern vermuten lassen. 18 Schöffski